Wer kann sich ein Kind mit Hilfe einer Leihmutter organisieren?
Jeder, der über das nötige Geld hierfür verfügt. Das heißt: Vor allem sehr gut verdienende Menschen. Die Gesamtkosten für die Produktion eines Kindes via Leihmutterschaft belaufen sich schnell auf einen sechsstelligen Betrag, und Reisekosten zum Produktionsort, eventuell auch verbunden mit Besuchen bei der Leihmutter während der Schwangerschaft, kommen noch hinzu.
Der Hintergrund der Besteller wird nicht ausgeleuchtet: Die Agenturen versprechen den Kunden, dass das gelieferte Kind den Ansprüchen entspricht und sagen dafür „gute Leistungen“ der Leihmutter zu oder liefern – beispielsweise bei homosexuellen Männern – gegen Aufpreis auch die notwendigen Eizellen, die nach den Vorstellungen der Besteller ausgesucht werden. Sie fragen aber nicht danach, in was für ein Zuhause das produzierte Kind gegeben wird.
Was für Kunden hat eine Leihmutter?
Ungewollt kinderlose Paare
Manche Paare wünschen sich sehnlich ein Kind, aber es stellt sich keine Schwangerschaft ein. Es gibt zwar die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung, aber auch die führt nur in ca. 20 % der Fälle zur Geburt eines Kindes. Solche Paare nehmen die Dienste einer Leihmutter in Anspruch. Hierzu werden die Eierstöcke der Frau mittels Hormongaben dazu stimuliert, mehrere Eizellen statt einer einzelnen zu produzieren. Diese werden entnommen, im Reagenzglas mit dem Spermium des Mannes befruchtet und dann der Leihmutter eingepflanzt. Das ist das übliche IVF-Verfahren, nur wird es jetzt bei der „Leihmutter“ durchgeführt, die – oft ebenfalls nach mehreren vergeblichen Versuchen – mit Glück schließlich schwanger wird.
Schwule Paare oder Singles
Männer können keine Kinder austragen, weil ihnen dafür schlicht die körperlichen Voraussetzungen fehlen. Dennoch wünschen sich viele schwule Paare Kinder, um „ihr Glück zu vervollständigen“, wie häufig gesagt wird. Diese Männer brauchen neben der Leihmutter noch eine Eizellspenderin, die sie sich aus einem Katalog nach den Kriterien, die für sie wichtig sind, aussuchen können. Da Kinder einen besseren Start ins Leben haben, wenn sie in den ersten Lebensmonaten mit Muttermilch ernährt werden, greifen schwule Paare zusätzlich noch auf die Dienste von Frauen zurück, die ihre Milch abpumpen und verkaufen. Die Milch wird dann zu Hause eingefroren und an das Kind verfüttert.
Gewollt kinderlose Personen
Immer mehr Stars – insbesondere in den USA – greifen auf die Dienste einer Leihmutter zurück. Die Gründe hierfür sind, dass einerseits eine Schwangerschaft der Karriere im Weg stehen könnte. Dreharbeiten ziehen sich oft über mehrere Monate hin, und die körperlichen Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen – der Bauch wächst und wird immer deutlicher sichtbar – passen nicht ins Drehbuch oder machen es komplizierter für die Regisseure, die einzelnen Szenen zu filmen. Viele Frauen, die über genügend Geld verfügen, haben einfach auch keine Lust, sich den Mühen einer Schwangerschaft und Geburt auszusetzen, oder fürchten, dass die Schwangerschaft ihre Figur ruinieren könnte. Nicht jede Frau hat gleich nach der Geburt ihr Idealgewicht zurückgewonnen. Im figur- und schönheitsbetonten Hollywood ist es daher nicht mehr unüblich, das Austragen des Kindes an Frauen zu delegieren, die auf die Einnahmen angewiesen sind. Die Bestellfrauen setzen sich selbst so weder dem gesundheitlichen Risiko aus, noch müssen sie den Verlust der schlanken Silhouette befürchten.
Was ermöglicht Leihmutterschaft noch?
Wenn Bestelleltern gar keine Familie im Sinn haben….
Diejenigen, die ein Kind bei einer Leihmutteragentur in Auftrag geben, müssen vor allem eins sein: zahlungskräftig. Der Hintergrund der Leihmutter, manchmal auch ihrer gesamten Familie, wird gründlich überprüft: Gibt es Fälle von Kindesmissbrauch in der Familie? Was sagt das polizeiliche Führungszeugnis? Ist die Leihmutter charakterlich geeignet? Hat sie Straftaten begangen? Wie viele Verkehrsverstöße liegen in den letzten fünf Jahren vor? Gibt es ansteckende Krankheiten?
Diejenigen, die das Kind bestellen, brauchen einen solchen intensiven Check nicht über sich ergehen zu lassen.
Die Agenturen versichern den Leihmüttern, dass sie die Bestelleltern überprüfen. Wie genau diese Überprüfung aussieht, ist allerdings den Agenturen überlassen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen beziehen sich hauptsächlich auf die Frage, welche Rechte die Besteller haben: So ist es vielen wichtig, dass die Leihmutter gar nicht erst in der Geburtsurkunde auftaucht und sie selbst gleich als die originären Eltern des Kindes eingetragen werden.
Die amerikanische Webseite surrogate.com listet als Voraussetzungen folgende Punkte:
- Das Leihmutterschaftsverfahren verstehen
- Emotional bereit sein, ein Kind großzuziehen
- Finanziell in der Lage sein, alles zu bezahlen
- Sich darauf freuen, eine Familie zu gründen
Ein polizeiliches Führungszeugnis, Fragen nach Verstrickungen in kriminelle Strukturen, Straftatenregister – das alles wird bei den Bestellern nicht zwangsläufig geprüft, sondern liegt im Ermessen der jeweiligen Agentur. Rechtliche Regelungen gibt es hierfür nicht.
Die englische Webseite brilliantbeginnings führt dazu aus:
„Wenn die Empfängnis in einer Fruchtbarkeitsklinik im Vereinigten Königreich stattfindet, muss die Klinik vor der Behandlung das Wohlergehen des geborenen Kindes berücksichtigen. Hierbei handelt es sich im Allgemeinen um eine lockere Beurteilung, bei der die Fruchtbarkeitsbehandlung nur dann abgebrochen wird, wenn sehr schwerwiegende Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens bestehen.“
Die Agenturen verdienen ihr Geld mit den Kunden, die eine Frau für die Schwangerschaft mieten möchten. Leider scheint auch hier zu gelten: Der Kunde ist König. Für wen genau die Agenturen diese Kinder produzieren, wie es den Kindern später geht – das ist nicht von Interesse.
Das kann dramatische Folgen haben.
Im Juli 2023 forderte ein schwules Paar die Sterbeurkunde des bestellten Babys ein, das in der 25. Schwangerschaftswoche geboren worden war. Die Leihmutter musste wegen einer Krebserkrankung die Schwangerschaft vorzeitig beenden, um die Chemotherapie starten zu können. Sie trug das Kind bis zur 25. Woche aus, um ihm einen möglichst guten Start ins Leben zu ermöglichen, die Bestelleltern lehnten jedoch ein so früh geborenes Kind ab und forderten die Sterbeurkunde. Die Leihmutter und ihr Onkel boten an, das Baby zu adoptieren. Da es aber nach der Geburt zum „Eigentum“ der Kunden geworden war und diese sich nicht auf eine Adoption einlassen wollten, sondern den Tod des Kindes forderten, musste es sterben.
Der Film Sound of Freedom, der im Juli 2023 in die amerikanischen Kinos kam, ist ein Indie-Film eines kleinen, relativ unbedeutenden Filmstudios – Angel Studios. Dennoch hat er innerhalb weniger Wochen mit Einnahmen von mehr als 130 Millionen Dollar allein in Nordamerika ein Vielfaches eines Produktionspreises eingespielt und sehr, sehr viel höher budgetierte Blockbuster hinter sich gelassen. Er erzählt die Geschichte von Ex-Grenzschützer Tim Ballard, der sich mit seiner Organisation Operation Underground Railroad für die Befreiung verschleppter Kinder einsetzt, die für Kinderpornographie systematisch missbraucht werden. „Du kannst eine Tüte Kokain einmal verkaufen, ein Kind ein paar mal am Tag“, so Tim Ballard im Interview. „Der Markt für Kinderpornographie hat den Drogenmarkt längst überholt.“
Tim Ballard hat jahrelang für die amerikanische Homeland Security gearbeitet. Sein Auftrag: amerikanische Staatsbürger ausfindig machen, die mit Kinderpornographie im Ausland Geld verdienen und in den Kindersexsklavenhandel involviert sind. Die bittere Wahrheit ist: Die explizite „Produktion“ von Kindern für diesen Markt ist eine Tatsache. Junge Frauen und Mädchen werden verschleppt und vergewaltigt, bis sie schwanger sind, die so gezeugten Kinder für die Produktion von Kinderpornographie oder den Organhandel verzweckt.
Von diesen Erfahrungen berichtet er im Interview mit Jordan Peterson.
Wenn „Leihmutteragenturen“ ohne rechtliche Regelungen, ohne Interesse daran, was mit dem produzierten Kind passiert, ohne jemals nachzufragen, wie es dem Kind geht, ihr dunkles Geschäft verrichten, ist auch nicht auszuschließen, dass mittels Leihmutterschaft für diesen dunklen, abgrundtief bösen Markt Kinder produziert werden.
Jeder kann ein Baby bekommen
Die russische Agentur Surrogate Baby bietet All-inclusive-Pakete an – Basic oder Premium. In perfektem Deutsch gibt die Russin Hasmik am Telefon der Schweizer Journalistin Aline Wüst Auskunft darüber, wie Leihmutterschaft in Russland geht: „Jeder kann bei uns ein Baby bekommen.“ Die Gründe seien egal. „Die Wunscheltern kommen, bezahlen, Punkt…Wenn etwas nicht gut ist, wird die Schwangerschaft gestoppt und eine neue gestartet.“ Am Ende erhalten die Auftraggeber ein gesundes Kind – auch alleinstehende Männer. „Alles kein Problem.“ Will heißen: So lange der Rubel rollt, bekommt jeder, der will, ein Kind.
Für den Missbrauch bestellt?
In Berlin wurde im Juli 2020 ein Mann verhaftet, der seinen bei einer Leihmutter bestellten Sohn sexuell missbraucht hatte. Der kleine Junge war bei den ersten Übergriffen zwei Jahre alt. Dem Jugendamt Marzahn-Hellersdorf macht er mit dem Neugeborenen auf dem Arm weis: „Meine Freundin hat mich vor die Wahl gestellt: Abtreibung oder das Kind nehme ich.“ Da habe er sich entschieden, das Kind groß zu ziehen. Der 38jährige allein lebende Mann hat die Taten gefilmt und im Internet verbreitet. „Es gibt keinen Beweis, zu welchem Zweck er das Kind zeugte. Die Annahme der Anklage, er habe das Kind eigens von einer Leihmutter außerhalb Deutschlands austragen lassen, um später an dem Jungen seine pädophilen Neigungen auszuleben, ist eine Variante“, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Dies ungeachtet der Tatsache, das genau ein solcher Chat überhaupt erst zur Festnahme des Mannes geführt hatte. In diesem Chat sprachen die Männer darüber, von Leihmüttern Kinder austragen zu lassen, um sie sexuell zu missbrauchen. Dennis S. nannte sich dabei „Eddy Murphy“ und zeigte dem Kinderschänder-Freund im August 2016 stolz die Geburt seines Sohnes an mit einem Foto: „Da isser!“ Denis S., in dessen Besitz über 175.000 Bilddateien mit kinderpornographischem Inhalt waren, wurde zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
An pädophile Sextäter verkauft
Mark J. Newton and Peter Truong wurden 2011 in Los Angeles verhaftet und drei Jahre später dort verurteilt. Ihr Vergehen: sexueller Missbrauch von Kindern, unter anderem ihres eigenen Adoptivsohns. Beide plädierten „schuldig“, nachdem die Polizei Videos entdeckt hatte, auf denen zu sehen war, wie ihr sechsjähriger Sohn von zwei amerikanischen Männern sexuell missbraucht wurde. Newton und Truong hatten in Australien eine zivile Partnerschaft eintragen lassen und 2005 in Russland einer Mutter $ 8000 für ihren Sohn bezahlt. Die Papiere wurden so gefälscht, dass Newton als biologischer Vater eingetragen wurde – das machte die Adoption und die Reise des Babys in das Haus der Missbrauchstäter in Australien möglich.
Kein Kind mit Fehler, bitte – auch Pädophile haben Ansprüche
Ebenfalls in Australien sorgte die Geschichte von Baby Gammy für Aufsehen. Die Bestelleltern hatten eine thailändische Leihmutter gemietet, die mit Zwillingen schwanger wurde. Ein Zwilling war gesund, der andere hatte Down Syndrom, weswegen das australische Paar beschloss, dieses Baby in Thailand zu lassen. Der Bestellvater war bereits 22mal wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden, darunter kleine Mädchen im Alter von sieben Jahren.
Kinder sind das kostbarste Geschenk, das uns gemacht werden kann. Sie sind unfassbar wertvoll, voller Wunder, Begabungen, Liebe und Zuneigung, die sie unendlich verschwenderisch verteilen. Niemand liebt so unvoreingenommen, vorurteilsfrei und zärtlich wie ein kleines Kind. Es gibt kein größeres Verbrechen auf der Welt, als Kinder zu missbrauchen, zu quälen, zu töten.