Die sogenannte Leihmutterschaft, bei der eine Frau ihren Körper vermietet, um für andere Menschen ein Kind auszutragen, ist in einigen europäischen Ländern erlaubt – so zum Beispiel in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden. In anderen ist sie verboten – dazu gehören Frankreich, Italien und auch Deutschland.
Man muss jedoch unterscheiden zwischen der sogenannten „altruistischen“ und der „kommerziellen“ Leihmutterschaft.
In vielen Ländern ist es offiziell verboten, Frauen für das Austragen des eigenen Kindes zu bezahlen. Wenn sie es dennoch tut, so geht der Staat offiziell davon aus, dass sie dies ohne Geldvorteil und aus reiner Nächstenliebe tut. Geld fließt dennoch in den allermeisten Fällen: Diese Zahlungen werden als Ausgaben für Schwangerschaftskleidung, Kinderbetreuung, Reisen zum Arzt etc. deklariert.
Fälle, in denen z.B. eine enge Verwandte ohne jeden finanziellen Vorteil ein Kind für eine Angehörige austrägt, weil diese z.B. auf Grund einer Erkrankung selbst nicht dazu in der Lage ist, kommen so gut wie gar nicht vor.
Da Paare und Einzelpersonen, die gern ein Kind haben, aber nicht schwanger sein wollen oder können, bereit sind, sehr viel Geld für ihren Kinderwunsch auszugeben, finden sich die allermeisten Agenturen für Leihmutterschaft in armen Ländern. Hier werden auch Paare aus Ländern bedient, in denen Leihmutterschaft illegal ist.
Bis zum Kriegsausbruch war die Ukraine der weltweit zweitgrößte Markt für die Gebärmuttervermietung nach den USA, mit 2.500 Kindern jährlich, die von ukrainischen Leihmüttern zu 90 Prozent für ausländische Bestelleltern ausgetragen wurden. Die Nachfrage ist laut Ihor Pechenoha, Klinikdirektor des landesweit größten Anbieters BioTexCom mit Sitz in Kiew, größer als je zuvor – kann aber nicht mehr gedeckt werden, da viele ukrainische Leihmütter ins Ausland geflohen sind. Die Agentur hat daher angefangen, Frauen aus ehemaligen Sowjetrepubliken zu rekrutieren. Auch in diesem Fall für Kunden aus Ländern, in denen Leihmutterschaft verboten ist.
Das Geschäft mit der Leihmutterschaft boomte zunächst auch in Indien, Thailand und Kambodscha, bis es dort verboten wurde. Nun sind neue Märkte in Laos, Nepal, Myanmar, Mexiko und Georgien entstanden – dort gibt es kaum Einschränkungen. Leihmutterschafts-Agenturen suchen gezielt in georgischen Frauenhäusern nach Frauen, die misshandelt wurden und vor ihren Ex-Männern geflohen sind und finanzielle Unabhängigkeit suchen. Allein in Tiflis berichtete die Direktorin eines Frauenhauses von zehn Fällen, bei denen Frauen, die dort untergekommen waren, sich als Leihmutter verdingt haben.
Gegen die fortschreitende Legalisierung der Leihmutterschaft erhebt sich mittlerweile weltweiter Protest.
Die Erklärung von Casablanca für ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft ist von 100 Experten aus 75 Nationen gezeichnet worden und wurde am 3. März 2023 in Casablanca (Marokko) der Öffentlichkeit vorgestellt.
Diese Erklärung hat zum Ziel, die Staaten dazu zu verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen, die alle Formen der Leihmutterschaft unter Strafe stellen – sei es die kommerzielle oder die sogenannte altruistische Leihmutterschaft. Sie beinhaltet im Anhang einen Vorschlag für ein internationales Abkommen zum weltweiten Verbot der Leihmutterschaft.
Die Unterzeichner aus Deutschland sind für die Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA e.V.) die Bundesvorsitzende Cornelia Kaminski sowie für die Stiftung Familienwerte die Geschäftsführerin Sylvia Pantel.
Aus Österreich hat Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie unterzeichnet. Die österreichische Bischofskonferenz hat sich in ihrer Pressemitteilung zur Frühjahrsvolllversammlung unter Bezugnahme auf die Erklärung von Casablanca eindeutig ablehnend zur Leihmutterschaft positioniert.
Aus den USA stammt die Initiative des Center for Bioethics and Culture Network: „Stop Surrogacy Now“. Deren Statement wurde für Deutschland von Maria Mies, Mitbegründerin von FINRRAGE (Feminist International Network of Resistance against Genetic and Reproductive Engineering) unterzeichnet.
Die Direktorin des Center for Bioethics and Culture Network hat uns ein Interview gegeben: Interview mit Jennifer Lahl
Aus gutem Grund ist es in der zivilisierten Welt verboten, sich selbst in die Sklaverei zu verkaufen. Genauso sollten wir es auch mit der sogenannten „Leihmutterschaft“ handhaben.